Samstag, 8. Januar 2022

Diese westlichen Firmen gehören jetzt China

China im Firmen-Kaufrausch

 

Chinesische Unternehmen kaufen sich seit Jahren in westliche Marken ein, sei es, dass sie sich bekannte Firmen unter den Nagel reißen, die in der Krise stecken, oder indem sie in ausländische Technologien investieren. Manche Analysten glauben, dass China seinen Firmen-Kaufrausch weiter ausdehnen und noch mehr angeschlagene westliche Unternehmen aufkaufen könnte, während die Welt versucht die Corona-Pandemie zu überwinden. Doch welche Unternehmen befinden sich bereits jetzt in chinesischer Hand? Entdecken Sie die westlichen Firmen, die sich schon jetzt mehrheitlich oder vollständig zu chinesischen Konglomeraten gehören.  

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Harvey Nichols: gekauft für 101,9 Millionen Dollar (90 Mio. Euro)

 


Harvey Nichols wurde 1831 gegründet und ist eines der feinsten Kaufhäuser Londons. Weltweit gibt es 15 Harvey-Nichols-Geschäfte, darunter drei in Hongkong. 1991 erwarb das Hongkonger Unternehmen Dickson Concepts die Kette für 101,9 Millionen Dollar (90 Mio. Euro).
 
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Dirt Devil, Teil der Royal Appliances Manufacturing Company: gekauft für 105,5 Millionen Dollar (93,3 Mio. Euro) 

 


Dirt Devil, ein amerikanischer Hersteller von Staubsaugern, wurde 1905 gegründet. Im Jahr 2002 kaufte das Hongkonger Unternehmen Techtronic Industries die Muttergesellschaft Royal Appliances Manufacturing Company für 105,5 Millionen Dollar (93,3 Mio. Euro).

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Hoover USA: gekauft für 107 Millionen Dollar (94,6 Mio. Euro)



Dirt Devil ist nicht die einzige Staubsaugermarke, die Techtronic Industries geschluckt hat. Die Whirlpool Corporation verkaufte das US-Segment von Hoover 2007 an Techtronic Industries und bekam dafür 107 Millionen Dollar (94,6 Mio. Euro) in bar. Das internationale Geschäft von Hoover war ursprünglich Teil des italienischen Haushaltsgeräteherstellers Candy, der jedoch 2019 von Haier übernommen wurde, einem chinesischen Elektronikkonzern. Damit befindet sich die Marke Hoover nun vollständig unter chinesischer Kontrolle.
 
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MG Rover: gekauft für 96,1 Millionen Dollar (85 Mio. Euro) 

 


2005 wurde die britische Automarke MG Rover von Chinas ältestem Fahrzeughersteller, Nanjing Automobile, für 96,1 Millionen Dollar (85 Mio. Euro) gerettet. Zwei Jahre später kaufte SAIC Motor – mit Sitz in Shanghai – Nanjing auf. Das Unternehmen stellte die Produktion im englischen MG-Werk in Longbridge bei Birmingham 2016 vollständig ein und verlagerte den gesamten Betrieb nach China.
 
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Rio Tinto: gekauft für 12,8 Milliarden Dollar (11,3 Mrd. Euro) 

 


Chinalco ist einer der größten Aluminiumproduzenten der Welt und gehört dem chinesischen Staat. Im Februar 2008 erwarb der Konzern eine Minderheitsbeteiligung am britisch-australischen Bergbauunternehmen Rio Tinto für satte 12,8 Milliarden Dollar (11,3 Mrd. Euro). Bis 2019 hatte Chinalco seinen Anteil an dem Unternehmen auf 14,51 Prozent erhöht und ist seither Rio Tintos größte Aktionär. Weil die australischen Aufsichtsbehörden seit 2008 ausländische Beteiligungen limitieren, wird Chinalcos Anteil 15 Prozent aber nicht überschreiten können.
 
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Kent & Curwen: gekauft für einen ungenannten Betrag

 


2008 nahm der Hongkonger Mischkonzern Trinity Holdings die britische Herrenbekleidungsmarke Kent & Curwen in sein Portfolio auf. Der Konzern zahlte einen ungenannten Betrag für die Marke, die schon mit Fußballstar David Beckham zusammengearbeitet hat und 1981 die Kostüme für den Film „Die Stunde des Siegers“ lieferte. Aber nicht alles lief seit der Übernahme glatt. 2019 wurde bekannt, dass Kent & Curwen rund 24,6 Millionen Dollar (21,7 Mio. Euro) Schulden hatte und ein Drittel seiner Mitarbeiter entlassen musste. 
 
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Volvo: gekauft für 1,8 Milliarden Dollar (1,6 Mrd. Euro) 

 


2010 trat Ford die schwedische Marke Volvo gegen eine Zahlung von 1,8 Milliarden Dollar (1,6 Mrd. Euro) an die chinesische Zhejiang Geely Holding Group ab. Im Juli 2021 vereinbarte Volvo mit der Muttergesellschaft, dass es die Geely-Anteile in den chinesischen Joint Ventures übernehmen würde. Das machte den Betrieb zum ersten nicht-chinesischen Autohersteller, der vollständige Kontrolle über seine Geschäfte in der Volksrepublik hat. Volvo erzielte in China 2020 insgesamt 25 Prozent seines Absatzes, darauf folgten die Vereinigten Staaten (17 %), Schweden (8 %) und Deutschland (7 %). 
 
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Club Med: gekauft für mehr als 1,1 Milliarden Dollar (973 Mio. Euro) 



2010 erwarb die chinesische Investmentgesellschaft Fosun International einen Anteil von 7,1 Prozent an der französischen All-inclusive-Urlaubsmarke Club Med. Fünf Jahre später ging das Konglomerat aufs Ganze und erhöhte seinen Anteil auf 98 Prozent. Nach einem zweijährigen Bieterwettstreit mit immer höheren Angeboten zahlte der Konzern dafür 1,1 Milliarden Dollar (973 Mio. Euro).

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Cerruti: gekauft für bis zu 71,7 Millionen Dollar (63,4 Mio. Euro)



Die angesehene italienische Modemarke Cerruti wurde 2010 von chinesischen Investoren aufgekauft. Die Marke – bekannt für luxuriöse Herrenanzüge und den klassischen Duft 1881 – ging für eine Summe, die bis zu 71,7 Millionen Dollar (63,4 Mio. Euro) betragen haben könnte, in den Besitz von Trinity mit Sitz in Hongkong. Die Übernahme war Teil eines ehrgeizigen Expansionsprogramms des Unternehmens in Großbritannien und China.
 
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Miss Sixty: gekauft für einen ungenannten Betrag 

 

 

Die beliebte italienische Damenmodemarke ging 2012 an die Trendy International Group aus Guangzhou. Die Muttergesellschaft kontrolliert eine ganze Reihe von Modemarken, darunter Energie, Murphy & Nye und Killah. 2016 kündigte Miss Sixtys Eigentümer den potenziellen Börsengang des Unternehmens im darauffolgenden Jahr an, aber bisher ist dieser nicht erfolgt. Der Wert des Unternehmens wurde damals auf 5 Milliarden Dollar (4,4 Mrd. Euro) geschätzt.
 
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Gieves & Hawkes: gekauft für bis zu 147,5 Millionen Dollar (130 Mio. Euro)

 
 

Die Schneiderei Gieves & Hawkes an Londons berühmter Savile Row wurde bereits 1771 gegründet. Zu den Kunden gehörten einst Horatio Nelson und Charlie Chaplin. 2012 wurde Gieves & Hawkes für 51,8 Millionen Dollar (45,8 Mio. Euro) an das Hongkonger Konglomerat Trinity verkauft. Dazu kamen weitere Zahlungen, die sich abhängig vom China-Umsatz des Unternehmens auf bis zu 95,7 Millionen Dollar (84,6 Mio. Euro) summiert haben könnten.

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AMC Theaters: gekauft für 2,6 Milliarden Dollar (2,3 Mrd. Euro)



Die amerikanische Kinokette AMC Theaters wurde im Januar 2021 zu einer so genannten Meme-Aktie, nachdem Diskussionen auf Reddit dazu geführt hatten, dass Nutzer des sozialen Mediums scharenweise in die Firma investierten. 2012 war die Kette von der Dalian Wanda Group für 2,6 Milliarden Dollar (2,3 Mrd. Euro) gekauft worden. Obwohl seither noch andere globale Konzerne in die Kette investiert haben, ist die Wanda-Gruppe weiterhin der Mehrheitseigner.

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Sunseeker: gekauft für 451 Millionen Dollar (399 Mio. Euro)

 


 
Nach dem Kauf der AMC Theaters im Jahr 2012 nahm die Dalian Wanda Group noch ein weiteres westliches Unternehmen ins Portfolio auf. 2013 erwarb sie einen 92-prozentigen Anteil an Sunseeker – Großbritanniens größter Hersteller von Luxusjachten und James Bonds Lieblingsbootsmarke. Sie zahlte über 451 Millionen Dollar (399 Mio. Euro). 

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Addax Petroleum: gekauft für 8 Milliarden Dollar (7 Mrd. Euro)



2013 übernahm der chinesische Ölraffineriekonzern Sinopec das kanadische Gas- und Ölförderungsunternehmen Addax Petroleum in einem 8-Milliarden-Dollar-Deal (7 Mrd. Euro). Die Übernahme war Teil einer Kampagne, mit der Sinopec sein Überseeportfolio vergrößern und diversifizieren wollte. Der Kauf machte das Unternehmen zu Chinas größtem Raffineriebetreiber, gemessen an der Kapazität.
 
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London Taxis International: gekauft für 15,6 Millionen Dollar (13,8 Mio. Euro) 



Londons schwarze Taxis sind einer der bekanntesten Anblicke auf britischen Straßen – aber sie sind nicht mehr ganz so britisch, wie sie scheinen. 2013 kaufte der chinesische Autohersteller Zhejiang Geely für 15,6 Millionen Dollar (13,8 Mio. Euro) London Taxis International. Seit die Organisation Transport for London neue dieselbetriebene Taxis verboten hat, hat Geely in jüngeren Jahren in den umweltfreundlicheren Betrieb der schwarzen Taxis investiert.
 
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Dreyfuss-Gruppe: 46,4 Millionen Dollar (41 Mio. Euro) 



Die 1895 gegründete Schweizer Uhrenmarke Rotary bildet zusammen mit Dreyfuss & Co und J&T Windmills die Dreyfuss-Gruppe. Diese ging 2014 für 46,4 Millionen Dollar (41 Mio. Euro) an die Citychamp Watch & Jewellery Group aus Hongkong, die auch die Schweizer Uhrenmarken Corum, Eterna und Rossini zu ihrem Portfolio zählt. 

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Motorola: gekauft für 2,91 Milliarden Dollar (2,57 Mrd. Euro)



Das amerikanische Unternehmen Motorola wird von dem chinesischen Heimcomputer-Giganten Lenovo kontrolliert, der Motorola Mobility 2014 von Google übernahm. Die Suchmaschine hatte die Marke selber 2012 für 12,6 Milliarden Dollar (11,1 Mrd. Euro) erworben, trat sie aber nur zwei Jahre später für gerade einmal 2,91 Milliarden Dollar (2,57 Mrd. Euro) an Lenovo ab. 

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Hotel Waldorf Astoria New York: gekauft für 1,95 Milliarden Dollar (1,72 Mrd. Euro)



Das Hotel Waldorf Astoria in New York, ein Wahrzeichen des Big Apple, wurde 2014 vom chinesischen Versicherungsriesen Anbang für 1,95 Milliarden Dollar (1,72 Mrd. Euro) erworben. Es war eine der teuersten Hotelübernahmen aller Zeiten. Umgerechnet zahlte der Konzern 1,38 Millionen Dollar (1,22 Mio. Euro) pro Zimmer, um das berühmte Hotel, in dem schon Marilyn Monroe abgestiegen war, in seinen Besitz zu bekommen. Als Teil der Vereinbarung wird die Hilton Worldwide Holdings das Hotel bis zum Jahr 2114 weiter betreiben. Ebenfalls Anteile an Hilton Worldwide – in Höhe von 26 Prozent – hatte das chinesische Konglomerat HNA Group, bis es in Schulden geriet. Danach wurde es von der chinesischen Regierung übernommen und zum Verkauf der Anteile gezwungen. 
 
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Inter Mailand: gekauft für 294 Millionen Dollar (260 Mio. Euro) 

 

 
Inter Mailand wurde 2016 von der Suning Holdings Group aus Nanjing übernommen und damit zum ersten italienischen Fußballverein der Serie A, der sich mehrheitlich in chinesischem Besitz befindet. Das chinesische Unternehmen zahlte 294 Millionen Dollar (260 Mio. Euro) für einen Anteil von 69 Prozent an dem berühmten Klub. Zu negativen Schlagzeilen kam es, als bekannt wurde, dass der Inter-Mailand-Präsident Steven Zhang – Sohn des Suning-Group-Gründers Zhang Jindong – wegen unbezahlter Kredite in Höhe von 250 Millionen Dollar (221 Mio. Euro) verfolgt wurde. Im Januar 2019 kaufte LionRock Capital aus Hongkong 31,05 Prozent der Unternehmensanteile und wurde damit neuer Minderheitsaktionär bei Inter Mailand. 
 
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Tommee Tippee: gekauft für 419,2 Millionen Dollar (370,76 Mio. Euro) 



Tommee Tippee zählt zu den weltweit bekanntesten Babymarken und ist einer der größten Produzenten von Babyfläschchen. Zusammen mit der Muttergesellschaft Mayborn Group Limited wurde Tommee Tippee 2016 für 419,2 Millionen Dollar von der chinesischen Versicherungsgesellschaft Ping An übernommen.
 
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SMPC: gekauft für 1,4 Milliarden Dollar (1,2 Mrd. Euro) 

 


Im Jahr 2016 erwarb der chinesische Textilriese Shandong Ruyi Technology eine Mehrheitsbeteiligung an der französischen Bekleidungsgruppe SMPC, zu der die Modemarken Sandro, Maje und Claudie Pierlot gehören. Der Kauf kostete Shandong 1,4 Milliarden Dollar (1,2 Mrd. Euro) einschließlich der Schulden von SMPC. 
 
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Legendary Entertainment: gekauft für 3,5 Milliarden Dollar (3,1 Mrd. Euro) 



2016 machte die Dalian Wanda Group eine weitere große Investition im Westen, als sie die Produktions- und Finanzfirma Legendary Entertainment für 3,5 Milliarden Dollar (3,1 Mrd. Euro) übernahm. Der gewaltige Hollywood-China-Deal half Dalian Wandas Position als eines der größten unabhängigen Unternehmen in der globalen Filmindustrie zu festigen.
 
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GE Appliances: gekauft für 5,4 Milliarden Dollar (4,77 Mrd. Euro) 

 


General Electrics Haushaltsgeräte-Sparte ist in den USA einer der bekanntesten Hersteller von Kühlschränken, Geschirrspülern und anderem elektronischen Haushaltszubehör. 2016 wurde das Unternehmen für 5,4 Milliarden Dollar (4,77 Mrd. Euro) vom chinesischen Haushaltsgerätehersteller Haier aufgekauft. Das Geschäft war damals die drittgrößte Übernahme eines US-Unternehmens durch chinesische Investoren.
 
Quelle: LoveMoney